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Ein Eistauchgang gehört
für viele Taucher zu ihren schönsten Taucherlebnissen. Liegt kein Schnee
auf der Eisdecke, bricht sich das Licht bei Sonnenschein wunderschön im
Eis. Dazu erscheinen noch die
ausgeatmeten Luftblasen wie Quecksilber unter dem Eis, welche ständig ihre
Größe und Form verändern - eine kalte bizarre Unterwasserwelt. Diese neuen
Perspektiven machen für viele den Reiz des
Eistauchens aus.
Eistauchen stellt aber auch besondere Anforderungen an
die Taucher und ist nichts für Anfänger. Verlangt
wird meist der erfolgreiche Abschluss eines PADI Advanced Open Water Diver
Kurses oder eines vergleichbaren Kurses. Eistauchen bedarf außerdem
besonders intensiver Vor- und Nachbereitung:
Eine allgemein gültige Regel zur Tragfähigkeit von Eisflächen
gibt es wohl nicht.
Da erfahrungsgemäß immer mehrere
Personen recht nah beieinander um das Eisloch stehen und Eistauchen auch immer
viele Zuschauer anzieht ist auch das Gewicht dieser Personen vorher mit einzuplanen.
Darum sollte man bei der Auswahl einer geeigneten Stelle auf Wasserflecken oder
Verfärbungen achten, welche Hinweise auf brüchige Stellen sein können.
Die Stärke des Eises sollte möglichst 15cm und mehr betragen.
Wenn Schnee
auf dem Eis liegt empfiehlt es sich, Rinnen mit dem Schneeschieber
strahlenförmig vom
Eisloch weg freizuschaufeln. An ihnen können sich die Taucher unter Wasser
noch zusätzlich orientieren.
Dann sägt man
mit einer Motorsäge ein Loch ins Eis. Möglichst dort, wo die Wassertiefe
über 5m liegt, damit man bequem einsteigen kann und für nachfolgende
Taucher den Grund nicht aufwirbelt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass
ein dreieckiges Loch sehr praktisch ist, wobei die Kantenlängen des
Dreiecks mindestens 1,50 Meter betragen sollten. Ist das Loch ausgesägt,
schiebt man die Eisplatte unter das Eis, um sie später wieder in das Loch
einzufügen. Man sollte möglichst keine Beile verwenden, da die lauten
Geräusche im See die Fische in ihrem Winterquartier im Schlamm unnötig
stören würden. Die Motorsäge ist wesentlich schneller und
unproblematischer. Bitte aber nur biologisch abbaubares Kettenöl bzw. gar
keines verwenden.
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Nachdem
das Loch fertiggestellt und gesichert ist, wird das Seil mit einem Ende an einem
Pflock oder einer Eisschraube (erhältlich in Outdoor-Läden) im Eis befestigt.
Befestigt man
ein Blitzlicht mit einer ca. einem Meter langen Leine an einer Boje und wirft dies in das Eisloch, dann ist der
Ausstieg für die Taucher auch schon von weitem zu erkennen.
Wichtig ist auch die geeignete Kleidung.
Wie bei allen Tauchgängen im Winter sollte man einen Satz Wechselwäsche dabei
haben. Nach dem Öffnen des Eisloches steht man nämlich immer mehr oder weniger hoch
im Wasser, was die Socken feucht und die Füße
kalt werden lässt. Schnell ist man auf dem glatten Eis auch mal ausgerutscht und
hat man dann nichts Trockenes zum Anziehen vor Ort, kann man
den Tauchgang vergessen. Auf Iso- oder Schmutzfangmatten steht man deutlich wärmer und sicherer
am Eisloch.
Es ist unbedingt erforderlich beim Eistauchen
ein redundantes Atemreglersystem zu nutzen, d.h. mindestens eine Flasche mit Doppelventil und damit zwei voneinander
getrennt absperrbare Atemregler, also zwei erste und zwei zweite Stufen, die
natürlich alle kaltwassertauglich sein müssen. Friert ein Regler ein, so kann vom
Tauchpartner das entsprechende Ventil abgesperrt werden und man nutzt den
anderen Regler. Sich von unten mit dem Tauchermesser ein Atemloch zu
hacken ist leider bei einer begehbaren Eisdecke unmöglich. Bei Lufttemperaturen unter dem Gefrierpunkt sollte man den
ersten Atemzug immer erst unterhalb der Wasseroberfläche machen. Die Gefahr, dass der
Atemregler über dem Wasser einfriert ist sonst zu groß und der Tauchgang schon
vor Beginn beendet.
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Für die Taucher ist
sicherlich ein Trockenanzug das Optimum, aber
auch mit einem gut sitzenden Halbtrockenanzug ist Eistauchen möglich. Gegen kalte Füße helfen
dann zusätzliche Neoprensocken im Füßling, eine zweite Kopfhaube trägt
auch erstaunliches zum Wohlbefinden bei. Die jetzt überall erhältlichen
Lycra-Shirts halten den aufgewärmten Wasserfilm noch besser am Körper.
Getaucht wird dann wie immer zu zweit,
die beiden Taucher werden zusätzlich durch
eine kurze Buddyleine fest miteinander verbunden. An einem der beiden Taucher wird
außerdem die Signalleine befestigt, welche in Signalfarbe und aus
schwimmenden Material sein sollte, damit sie sich nicht am Grund verhaken
kann. Der Signalmann steht
am Rande des Eisloches (optimaler Weise auf Steigeisen für den besseren Halt) und hält über diese Signalleine den Kontakt zu den
Tauchern mit vorher vereinbarten Leinensignalen die allen Beteiligten
bekannt sein müssen. Auch ein
Blitzlicht für jeden Taucher wird gerne genutzt, so sehen sich die beiden
Taucher bei schlechten Bedingungen gegenseitig
besser und sind bei nicht schneebedecktem Eis auch von oben zu erkennen.
Ein weiteres erfahrenes Tauchteam, die sog. Rettungstaucher,
haben ihre Geräte schon komplett zusammengebaut und stehen bereit um im Falle des
Notsignals an der Signalleine sofort zu den beiden Eistauchern
aufzubrechen. Die Rettungstaucher sind selbstverständlich mit einer eigenen
Signal- und Buddyleine ausgerüstet. Die Rettungstaucher kommen aber auch zum Einsatz, wenn sich die Signalleine
gelöst hat und nun einer
oder beide Taucher ohne Sicherung im Wasser schwimmen. Das Eisloch selbst wieder
zu finden ist selbst für erfahrende Taucher fast unmöglich. Bei diesem Versuch kann
man sich
sogar noch weiter vom Loch entfernen. Daher heißt es Ruhe bewahren und dicht
unterm Eis an der Stelle warten, wo man den Kontakt zur Signalleine verloren
hat. Die Leine der Rettungstaucher ist immer länger als die Signalleine der beiden
Eistaucher. Sie schwimmen dann damit einmal im Kreis um das Eisloch herum
und führen die Taucher so schnell wieder zum Eisloch zurück. Wichtig sind
natürlich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch die Kenntnisse in
der 1. Hilfe und Klarheit über die Rettungskette vor Ort.
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Nach
dem Tauchgang wird die Eisplatte (oder bei größeren Löchern die
einzelnen Platten) wieder in das Loch geschoben und die
Sicherungsabsperrung um das Loch geschlossen. Einige Stunden später ist
das Loch wieder zugefroren. Am Besten ist es, den Bereich
mit Stangen und rot-weißem Absperrband abzusichern um ihn so deutlich sichtbar als Gefahrenbereich zu
kennzeichnen, damit Spaziergänger oder Schlittschuhläufer kein
unfreiwilliges Bad nehmen.
Tauchen unter einer geschlossenen Eisdecke birgt
immer besondere Gefahren
in sich und ist nur von erfahrenen Tauchern mit einem hohem Maß an persönlicher
und technischer Vorbereitung sicher durchzuführen!
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit, eine Gewährleistung jedweder Art wird ausgeschlossen. Er
ersetzt weder den Theorieunterricht oder den praktischen Teil einer speziellen
Ausbildung und ist nur als Einführung zum Thema Eistauchen und als
Erfahrungsaustausch gedacht.
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